Wir sind „The Inca Roads“. Denn wir haben „The Inca Roads“ erschaffen. Weil wir es mussten. Wir mussten sie bauen, weil wir wussten, dass wir dort – in den Anden, mit unserem Raumschiff notlanden würden müssten. In der Zukunft – oder in der Vergangenheit … ich bin mir nicht mehr sicher.
Ich bin mir der Zeit nicht mehr sicher. Nach so vielen Jahren der Zeitreise, nachdem wir herausgefunden haben, wie man diesen Tunnel durch Raum und Zeit öffnet, wäre sich niemand mehr sicher.
Wir konnten am selben Ort sein, aber zu jedem Zeitpunkt, oder wir konnten jetzt im Augenblick sein, aber überall. Es ist verwirrend. Ich bin mir über nichts mehr sicher. Ich habe den Überblick verloren, wann wir wo waren.
Aber ich weiß, dass wir in die Vergangenheit gereist sind, um die Inka-Straßen in den Anden für die Landung unseres Raumschiffs zu bauen.
Natürlich…
Aber diese seltsame Zeitreise-Sache ist eigentlich nur die sekundäre Handlung, die ergänzende Geschichte. Zunächst einmal waren wir eine Band. Einfach eine Band, die Lieder schrieb. Wir füllten Stadien, wir waren mal berühmt. Oder wir werden es noch sein. Ich weiß nicht, ob es schon so weit ist…Sie wissen ja, die Sache mit dem Zeitreisen, man weiß nie, ob etwas schon geschehen ist, oder noch geschehen wird.
Die Band bestand aus fünf Mitgliedern: Frank war der Sänger, ich, Mike, der Gitarrist. Pixie – das ist natürlich nicht ihr richtiger Name – spielte Bass. Wir nannten sie Pixie, weil sie so war: wie ein mythisches Wesen, das direkt aus der irischen Mythologie entstammt, ein Wesen der Fabelwelt, dem sie begegnen, wenn sie sich auf einen bemoosten Stein an einem Bachlauf setzen und über die Welt nachgrübeln und plötzliche von einem weiblichen Fabelwesen mit fast schwarzen Augen und einem wilden Haarschnitt aufmerksam gemustert würden. So war sie.
Pixie sprach mit Tieren. Und die antworteten ihr. Nicht, wie sie ihr Haustier rufen würden, sie sprach mit den Tieren wie ihresgleichen. Sie verstand einfach ihre Sprache.
Mr. Jones war am Schlagzeug. Er redete nie viel, weder mit Tieren noch mit Menschen. Bis heute wissen wir nicht genau, wie er in die Band kam, also wer ihn eingeladen hat – er war plötzlich einfach da. Saß hinter seinen Drumset und schwieg. Oder er trommelte. Aber wenn er nicht trommelte, dann schwieg er. Eigentlich schweig er auch beim Trommeln überwiegend.
Und dann war da noch das Mädchen, das Klavier spielte. Nicht nur irgendein Klavier: einen Flügel. Sie stammte aus einer reichen Familie, richtig reich, UNFASSBAR reich! Sie hatte einfach alles. Ihr Flügel war ein Fazioli, der teuerste Flügel, der je gebaut wurde. Und sie hatte auch alles andere. Wenn es Tasten hatte und es existierte, dann hatte sie es. Eine Hammond B3, ein Fender Rhodes, Synthesizer in Hülle und Fülle, Roland, Moog, einfach alles. Sie hatte ein Studio im Schloss ihrer Eltern. Es gab dort sogar ein funktionierendes Mellotron. Wenn ihr etwas gefiel, kaufte sie es.
Im Studio des Schlosses probten wir auch und nahmen unsere Musik auf. Sie hatte ein komplettes Stockwerk des Westflügels in ein Aufnahmestudio mit verschiedenen Räumen umgebaut, und einer davon, der, den wir für unsere Proben nutzten, war so groß wie ein kleiner Ballsaal.
Ich habe keine Ahnung, woher das Geld kam, und ich habe ihre Eltern nie kennengelernt. Liv schien allein in diesem riesigen Schloss und dem weitläufigen Park von der Größe eines kleinen Dorfes zu leben.
Wir – The Inca Roads – waren berühmt, es lief gut für uns, wie gesagt, wir füllten Stadien und waren Headliner auf allen großen Festivals weltweit.
Und auf der Bühne eines dieser Festivals begann das ganze Seltsame. Es begann mit dem Verschwinden von Liv Berg, die – unter den Bandmitgliedern – liebevoll Bellibutton, oder kurz „Belli“, genannt wurde.
Aber entschuldigen Sie mich, ich bin müde, ich bin so unermesslich müde, als hätte ich Äonen nicht mehr geschlafen, ich muss kurz die Augen schließen und ein wenig ausruhen. Ich werde die Geschichte später weitererzählen…
Fortsetzung folgt.

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